Kairo

 

Reiseberichte aus dem Sanella-Album Afrika

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Seite 19

Ich feuerte das ganze Magazin leer. Doch die Bestie tobte weiter. Im letzten Augenblick retteten mich einige Dinka, die in der Nähe gefischt hatten. Sie erledigten das wütende Tier mit wohlgezielten Speerwürfen und erlösten mich aus meiner verzweifelten Lage.

FLIEGEN NACH KAIRO

Ein paar Tage darauf kam Günter Frank, unser Kameramann, mutlos aus seinem Zelt. "Aus ist es! Wir können nicht mehr filmen. Die Apparatur ist kaputt!" Wir sahen uns fassungslos an. Mit. langen Gesichtern saßen wir - 2500 Kilometer von Kairo entfernt - vor unseren Zelten und hielten Kriegsrat. Schließlich schlug Dr. Freytag vor, Frank mit der Kamera nach Kairo zu schicken. Ich sollte ihn begleiten. Von Kairo aus sollten wir nach Erledigung des Auftrages mit dem Schiff durch den Suezkanal und das Rote Meer nach Dschibuti fahren und von dort weiter mit der Eisenbahn durch Äthiopien nach Addis Abeba. Dies war unser Treffpunkt. Alle waren damit einverstanden. Man wünschte uns viel Erfolg, und ab ging es nach Khartum. Hier startete unsere Maschine. Es war meine erste Flugreise. Das war ein erhebendes Gefühl, so hoch über diesen fremden Erdteil zu fliegen, gespannt verfolgte ich die Landschaft unter mir. Am eindrucksvollsten erschienen mir die gewaltigen Staudämme von Assuan. Nach der Landung in Kairo gingen wir erst einmal in eine der typisch ägyptischen Basarstraßen. Dort kleidete ich mich von Kopf bis Fuß neu ein. Dann brachten wir unsere Kamera zur Reparatur. Man versprach uns, sie in drei Tagen in Ordnung zu bringen. Bis dahin hatten wir Zeit, uns Kairo anzusehen. Mein erster Weg führte zum Reisebüro.

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Ich hatte noch unsere Schiffskarten zu besorgen und erfuhr dort, daß wir an Bord eines italienischen Passagierdampfers von Port Said nach Dschibuti fahren könnten. Der Angestellte der Reederei behandelte mich sehr höflich. Das gehörte sich auch so, denn schließlich war ich kein Schiffsjunge mehr, sondern ein richtiger Gentleman. Während der drei Tage unseres Kairoer Aufenthaltes wohnten wir in einem Hotel. Jeden Morgen brachte man uns das Frühstück ans Bett, und während man mich bediente, dachte ich an die Zeit, wo ich auf dem französischen Dampfer als Kohlentrimmer arbeiten und auf Kohlen schlafen mußte. Das war kaum drei Monate her. Der Hoteldirektor redete mich mit "Sir" an. Ein Boy öffnete die Türen, wenn ich das Hotel verließ oder von einem Spaziergang zurückkam. Die Straßen Kairos waren prächtig. Vor großen Geschäften lagen wertvolle Teppiche ausgerollt, die die Händler zum Verkauf anboten. Daneben konnte man altägyptische Tonwaren und herrliche Lederarbeiten aus Affen-, Kamel- oder Krokodilhaut als Reiseandenken erwerben.

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Die Menschen gingen europäisch gekleidet, trugen aber keinen Hut, sondern einen Fes. Inzwischen war unsere Kamera wiederhergestellt, und wir konnten unsere Reise fortsetzen. Mit einem Schnellzug fuhren wir nach Port Said, wo uns eine Taxe zum Liegeplatz des italienischen Passagierdampfers brachte.

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Kairo, Ägypten, Sudan